Amelungia zu Innsbruck

Bereits im Altertum veranstalteten die "Studenten" sogenannte Symposien. Das waren Trinkgelage, bei denen auch Gespräche über ernste Themen geführt und Lieder gesungen wurden. Symposien waren die Urform von Kommers und Kneipe. Hohe Schulen gab es etwa in Alexandria, Athen, Byzanz (heute Istanbul), Beirut und Rom. Für die Germanen und Kelten gab es solche erst nach der Christianisierung durch die Römer.

Zentren der Bildung waren ursprünglich die Klosterschulen, die sich im deutschen Sprachraum etwa im 7. Jahrhundert (vgl. Karl der Große) entwickelten und hauptsächlich der Erziehung und Heranbildung des Ordensnachwuchses (Novizen) dienten. Für die Ausbildung des Weltklerus gab es die Domschulen, die im 11. und 12. Jahrhundert die Klosterschulen an Bedeutung deutlich übertrafen. Dort gab es Gemeinschaften zwischen Lehrern und Schülern, die Universitates Civitum. Die Universitäten sind vor allem ein Ergebnis der Scholastik (damals unterrichtete Form von Theologie und Philosophie).

Erste Universitäten:

1158 Paris (Sorbonne) Theologie 1158 Bologna Jus ca. 1160 Salerno Medizin

Aufruhr unter den Studenten:

Bologna:
In Bologna gab es 2 Arten der Zusammenschlüsse: · Cismantani: (ital. jenseits der Alpen), alle Italiener · Transmantani: andere Nationen Sie schlossen sich zusammen und drohten abzuwandern. Da dies den Zusammenbruch für die Universität bedeutet hätte, wurden sie durch die Übertragung von gewissen Privilegien umgestimmt. Nun konnten folgendes Bestimmen: · Anzahl der Vorlesungen · Lehrplan · Bezahlung der Professoren · Kontrolle der Professoren

Paris:
In Paris behielten die Magistri die Oberhand. Da die Kratakralschule Notre Dame überfüllt war, konnte eine Aktion, wie sie in Bolognia organisiert worde war nicht funktionieren. Allerdings kam es in Quartier Latin um 1200 zu Unruhen zwischen Studenten und der Polizei. So gewährte ihnen König Philip II. die Freiheit vor weltlicher Gerichtsbarkeit. Um 1215 gewährte ihnen Papst Ingenz III. Freiheit vor der geistlichen Gerichtsbarkeit.

Erste deutsche Universitäten:

1348 Prag (gegründet v. Karl IV. "Alma Mater [lat. weise Mutter] Carolina) 1365 Wien (gegründet v. Rudolf IV. "Alma Mater Rudolphina") 1386 Heidelberg

Lehrer und Schüler wurden nach zwei Gesichtspunkten zusammengefaßt:
· nach der Herkunft: NATIONES · nach den Studiengebieten: FAKULTÄTEN - Theologie - Jurisprudenz (Rechtswissenschaft) - Medizin - Artistenfakultät (Vorstufe der philosophischen Fakultät)

In Prag gab es zwischen den 4 Nationes Streit, worauf die deutsche Nation in Leipzig 1409 erfolgreich eine eigene Universität gründete.

Damalige akademische Grade:

  • Baca Laureus (Matura)
  • Lizentiat (vgl. 1. Studienabschnitt)
  • Magister
  • Doktor

Innere Organisation der Universitäten:

Es eine Wohngemeinschaft von Lehrern und Schülern im Kollegium ("miteinander lesen") oder die Bursen. Vorlesungen wurden ausnahmslos in lateinische Sprache gehalten.

In Anlehnung an die mittelalterliche Universität entwickelten sich die ersten Lebensformen studentische Zusammenschlüsse:

Bursen

Bursen 1257 wurde von Robert de Sorbonne das Collegium in Paris gegründet, das war gleichzeitig der Beginn der Bursen. Der Begriff Burse kommt von bursa (lat. Geldbeutel; d.h. Bewohner, die aus einem gemeinsamen Beutel leben). Die Burse besteht aus einem heizbaren Wohn-, Eß- und Unterrichtsraum, um den die Schlafräume der Scholaren lagen (® Abb.). Die Leitung hatte ein Magister (Lehrer), der Bursenrektor, für den Aufenthalt und die Verpflegung war wöchentlich ein bestimmter Betrag zu zahlen. Auch gab es eine eigen Bibliothek. Der einzelne Bewohner einer Burse heißt "burßgesell", "bursant" oder "mitbursche". Die gesamte Gemeinschaft heißt "Die Bursch". Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich für den einzelnen die Bezeichnung Bursch bzw. Burschenschaft. Übrigens kommt auch das Verb "bürsteln" für trinken von Burse. Eine Burse zählte meist nicht mehr als 20 Personen. Es wurde nach strengen Sitten gelebt (deutsch zu sprechen war bei Strafe verboten), was sich aber nicht lange durchsetzte. Wegen des daraus entstehenden Sittenverfalls lösten sich die Bursen auf. Die Reformation mit dem Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther (31. Okt. 1517) brachte das Universitätsleben durcheinander. Hingegen verzeichneten sie nach der Reformation großen Zustrom, daher wurden neue Univeritäten gegründet. Neu war aber, daß nun Professoren nur mehr bestimmte Wissensgebiete unterrichteten. Die Bindung der Universitäten an die Kirche löste sich, die Bursenidee verschwand ganz. Nationen Eine weiter Form studentischer Zusammenschlüsse, vor allem im romanischen Sprachraum waren die Nationen, die nach der nationalen Zugehörigkeit der Mitglieder bestimmt wurde. Daher war Mitgliedschaft Pflicht. Sie hatten ihre Schutzheiligen, feierten ihre nationalen Feste und verfügten über ein eigenes Vermögen. Der Sinn bestand in der Vereinigung aller Landsleute. Die Aufnahmezeremonie (=Deposition) eines neuen Mitliedes in Burse und Nation war besonders feierlich aber Qualvoll. Dabei sollte der Anwärter siene Hörner ablegen (lat. deponere) und gesäubert werden. Der Beanus (Grünschnabel) mußte manche Rohheiten über sich ergehen lassen, wurde unter Aufsicht eines Abbas beanorum (vgl. Fuchsmajor) gestellt und mußte ein Jahr lang einem älteren Studenten (vgl. Leibbursch) niedere Dienste tun. Nach seinem Standesabzeichen, der Schreibfeder (lat. penna) wurde er Pennäler genannt. Auch die Bezeichnung Fuchs (entweder von niederdeutsch voss = Narr, oder von lat. faex = Hefe) kam allmählich auf. Nach dem Pennaljahr wurde er - oft wieder unter qualvollen Zeremonien, z.B. durch Absengen der Barthaare (vgl. Branderung) zum vollberechtigten Studenten. Studentischen Zeremonien gehen auf antike Zeremonien, das Brauchtum der Handwerkergilden und das klösterliche Noviziat (Prüfungszeit der Kloster-Aspiranten) zurück.

Landsmannschaften

Geschichtlich sind die Landsmannschaften erstmals 1615 nachzuweisen aber es gab sie sicher schon länger. Sie waren ähnlich wie die Nationes organisiert, hatten aber eigene Gesetze und eigene Gebrauchsgegenstände. Jedes Mitglied hatte sein eigenes Vermögen. Auch hatten sie ein neues Erziehungsprinzip, nach dem alle sozialen Unterschiede nicht mehr beachtet wurden. Allerdings wurden die Pennäler wie bei den Nationes derb behandelt, wurden aber gegen andere Landsmannschaften verteidigt. 1763 traten die Landsmannschaften erstmals öffentlich in Jena auf. Sie praktizierten bereits das Duell. Bei den Landsmannschaften gab es bereits Chargen: Senior absolute Autorität (heute wird dies mit der Anzahl der Semester begründet. Der Senior erhält nach seiner Wahl die Anzahl der Semester +1 automatisch als Verbindungszugehörigkeit) Consenior Fiskale Kassier Pedelle Hauswart Die Mitgliederbezeichnungen Fuchs - Bursch - Bemoostes Haupt bezeichneten nur das Alter, nicht jedoch den Rang. Bei den Landsmannschaften wurde erstmals ein Comment gebildet. Sie pflegten auch die studentische Sprache und studentisches Liedgut. Die Landsmannschaften setzten sich für die Wehrhaftigkeit der Studenten (durften Waffen tragen) ein. 1793 wurden alle Landsmannschaften vom Regensburger Reichstag verboten, bestanden aber im Verborgenen weiter.

Orden

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Orden gegründet. Mehrere Orden bildeten einen Block, der alles an den Universitäten bestimmte. Ihr Gedankengut war ähnlich dem der Freimaurer. Ihre Ziele waren die Weltbeglückung, Gleichheit der Menschen, Toleranz und erstmals auch die Lebensfreundschaft. Sie waren ein Geheimbund mit Schweigepflicht. Daraus enstanden mehrere teilweise bis heute überlieferte Bräuche: · Zirkel (allerdings gab es innerhalb eines Ordens mehrere Varianten) · Abkürzungen der Funktionen: X (Senior), XX (Consenior), XXX (Schriftführer), XXXX (Kassier) auch heute noch üblich · Couleurname (heute Familienname v/o Coluername) · hierarchische Organisation Ihre Mitglieder waren elitäre Personen und trugen ein Ordenskreuz um den Hals. Ab 1770 wurden sie in folgende 4 Gruppen eingeteilt: Amicisten oranges Ordensband nur Studenten als Mitglieder Unitisten betont religiös Ordenseid auf die Bibel Turnvater Jahn nur Studenten als Mitlgieder Konstantisten freigeistig nur Studenten als Mitglieder Harmonisten ähnlicher dem Freimaurertum nahmen auch Offiziere und Bürger auf 1778 wurden die Orden verboten und gingen zugrunde. 1819 wurde der letzte Orden (Unitistenorden) in Prag aufgelöst.

Corps

Ende des 18. Jahrhunderts bildeten sich aus Teilen der Landsmannschaften und der Orden die Corps. Ihre Mitglieder verlangten unbedingte Satisfaktion und Duellzwang. Wegen des strengen Ehrencodex´ wurde die Mensur (Duell) Mittelpunkt des studentischen Zusammenlebens. Sie betonten auch den Comment sehr stark. Erstmals bei den Corps gab es Band und Mütze. Das Band stammte von den Nationes, des Deckel von der Französischen Revolution (1889). Auch hatten sie einen einheitlichen Zirkel, ein Wappen. Die Aufnahme war eine festliche Rezeption. Der Trinkzwang wurde bekämpft. 28.5.1798 wurde das erste Corps, die Onolia Erlangen gegründet, die bis heute besteht (mit Mensur zwischen den Mitgliedern). Die Vorbilder der Mitglieder der Corps waren Goethe und Schiller. Die radikale Abkehr von religiösen, staatlichen und völkischen Bindungen wurde proklamiert. Später nahmen die Corps auch Adelige auf. Dadurch wurden sie zu exclusiven Vereinen, die Mitgliedschaft war teuer. Ein berühmtes Mitglied war der deutsche Kaiser Wilhelm II. Daraus erwuchsen sich einige Vorteile. Die Mitglieder hatten eine dominierenden Stellung bei den Studenten, außerdem war der Bestand für die Corps gesichert. Alle Mitglieder vermieden bei ihren Zusammenkünften politische Diskussionen, wehrten sich aber gegen den nach der französischen Revolution ein letzte mal aufstrebenden Absolutismus. Diese veränderten Corps hatten andere Vorbilder, Heinrich v. Kleist und Friedrich Ludwig (Turnvater) Jahn. Zum ersten mal keimte die Idee der Burschenschaft auf:

Burschenschaften

Die Statuten für die Urburschenschaft wurden 1810 verfasst. Sie basierte auf den weiterentwickelten Grundlagen der Corps: · rassistisches Denken · stärkere Vaterlandsidee · gegen den Absolutismus · trotzdem Restaurierung des deutschen Reiches Die Urburschenschaft kämpfte gegen die Rest der Corps, Landsmannschaften und Orden. Am 12.Aug.1815 wurde die Urburschenschaft "Teutonia Halle" gegründet. Ihr Band war schwarz und rot, bestickt mit goldenem Eichenlaub. Aus diese drei Farben ist die deutsche Nationalflagge zurückzuführen. Das Gedankengut der Urburschenschaft verbreitete sich auf den Universitäten und erstmals auch auf den Gymnasien. So entstanden die ersten Pennalverbindungen. 1817 wurde das Wartburgfest gefeiert. Es gab zwei Anlässe dafür: Das 300 Jahre Jubiläum der Reformation Luthers und der 3. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leibzig. An diesem Fest nahmen 500, nur Protestanten, teil. Folgende Beschlüsse wurden am Wartburfest getroffen: · Einheit für deutsches Reich · Einheitsrecht, d.h. Gleichheit f. alle vor dem Gesetz · der "Du"- Commet wurde eingeführt Das Wartburfest wurde als politische Demonstration gedeutet. Darum setzte sich Fürst Metternich für ein Verbot der Burschenschaften ein. Am 28.3.1819 tötete Karl Ludwig Sand, der einen Tag vorher aus der Urburschenschaft ausgetreten war, den Wiener Staatsrat und Dichter August v. Kotzebue. Dieser stand in russischen Diensten. Darauf wurde Sand zum Tode verurteilt. Auch verübte der Apotheker Löning ein Attentat auf den nassauischen Stadtrat von Ibell. Darauf wurde die Urburschenschaft von Fürst Metternich am 20.10.1819 durch die Karlbader Beschlüsse verboten. Daraufhin wurden die Mitglieder der Burschenschaft verfolgt. So entkam Franz Schubert gerade noch der Verhaftung, auch ein berühmtes Zitat von August Haas stammt aus dieser Zeit: "Mein Name ist Hase und ich weis von nichts!" 1827 wurde in Bamberg die Allgemeine Deutsche Bruschanschaft geheim wiedererrichtet. Allerdings spalteten sich die Mitglieder in 2 Gruppen: Die Arminen (1830) wollten die staatliche Einheit mit friedlichen Mitteln herbeiführen. Dabei setzten sie schon auf die Prinzipien scientia und religio. Daraus entstanden die ersten konfessionellen Studentenverbindungen. Die Germanen standen im Gegensatz dazu und hatten eine mystisch-verschwörerische Betrachtungsweise um zu ihren Zielen zu gelangen. 27.5.1832 fand das Hambacher Fest statt, an dem 25.000 Studenten teilnahmen. Hier wurden die Burschenschaften wieder gestärkt. Am Hambacher Fest wurden die Farben für die deutsche Nationalflagge (schwarz-rot-gold) festgelegt. Zu dieser Zeit wurden, obwohl sie verboten waren, auch viele Pennalien gegründet (in der Schweiz ab 1840). Es gab zwar viele Gründungen, bald jedoch folgte die Auflösung. Robert Wagner und Fürst Otto v. Bismarck waren führende Köpfe von gymnasiastischen Pennalien. Bei der Revolution 1848 wurden die Burschenschaften in Österreich erlaubt. Diese hatten aber einen Wandel zu den sog. Neuburschenschaften durchgemacht. Sie verfolgten nicht mehr den universalen Reichsgedanken sondern bekundeten eine stark österreich- patriotische Haltung (Erhaltung und freie Entfaltung der arteigenen völkischen Substanz). Der Schwärmerei und Romantik der Urburschenschaften wurde durch Hang zum nationalen Fanatismus abgelöst. 1844 wurde die erste katholische Hochschulverbindung, die "Bavaria" Bonn, gegründet, die auch heute noch besteht. Im Juni 1848 wurde das Wartburgfest ein zweites Mal gefeiert. Hierbei kam es zu Streitereien, worauf sich die österreichischen Bünde von den deutschen lösten. Auch verlangten die Studenten die Absetzung des Fürsten Metternich, womit sie auch Erfolg hatten. Die Frage über die künftige Verfassung und eine großdeutsches oder kleindeutsches Reich (Deutsch-land mit oder Österreich) spaltete die Neuburschenschaften in zwei Bewegungen auf: Die Progreßbewegung lehnte das Duell ab und forderte das allgemein Wahlrecht. Der Cösener Seniorenconvent (das Kartell) trat für die unbedingte Satisfaktion ein. 1864 wurde der deutsche CV gegründet. 1870 wurde der "allgemeine deutsche Burschenbund" gegründet. Er trat für die Rassentrennung, germanische Sitten und Antisemitismus ein. Dieser Vereinigung angehörende Burschenschaften lebten ohne das Prinzip religio und führten später zu den schlagenden Verbindungen.

Christliches Korporationswesen

1864 wurde in Innsbruck die erste österreichische katholische Studentenverbindung, die "Austria" Innsbruck mit den Farben gegründet. Sie ist heute Mitglied im ÖCV. Um diese Zeit gab es starke Variationen von Studentenverbindungen zwischen schlagenden und nichtschlagenden Korporationen. Auch flammten die Turnerschaften und Landsmannschaften wieder auf, es wurden auch viele Pennalverbindungen gegründet. Katholische Verbindungen hatten ein christliches Burschentum unter Comment und Farbenbrauchtum zum Ziel. Das Duell (Mensur) war verboten. Der Wahlspruch setzt sich aus den Ideen Gott- Ehre- Freiheit- Vaterland- Freundschaft- Wissenschaft zusammen.

Wichtige Daten:

  • 9. Juni 1864: Gründung der Austria Innsbruck (s.o.)
  • 22. Nov. 1876: Gründung der 1. österreichischen katholische Pennalverbindung "Teutonia" Innsbruck feierte 2001 Ihr 125 jähriges Bestehen
  • 6. Dez. 1888: Gründung der "Sternkorona" Hall
  • 18. Dez. 1892: "Allemannia" Linz, besteht heute nicht mehr
  • 13. März 1893: "Norika" Linz
  • 11. Okt. 1911: "Amelungia Innsbruck

Alternative

K.Oe.St.V. Amelungia Innsbruck

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